16. Oktober 2023

Rumba
Mobilitätsstudie

studiokurbos gestaltet für das Forschungsprojekt Rumba ein visionäres Fahrzeugkonzept zum autonomen Fahren.

auto-visualisierung-rumba-gruen-perspektive

Vom reinen Transportmittel zum Erlebnisraum Automobil

In enger Zusammenarbeit mit renommierten Partnern aus Forschung und Technologie entwirft das Designteam von studiokurbos ein virtuelles Fahrzeug, das das autonome Fahrerlebnis konsequent mit den Nutzerbedürfnissen in Einklang bringt. Dem holistischen Designansatz folgend macht das internationale Designstudio aus dem Forschungsprojekt gleich ein komplettes, virtuelles Showcar und damit die neuesten Erkenntnisse aus der komplexen Entwicklung mit allen Sinnen erlebbar.

ZIELSETZUNG DES FORSCHUNGSPROJEKTS RUMBA
Autonomes Fahren ist derzeit in aller Munde. Doch was bedeutet diese neue Autonomie für das Fahrerlebnis von Fahrer und Beifahrern? Natürlich wird dem Fahrenden selbst überlassen, wieviel Verantwortung das Fahrzeug dabei übernehmen soll. Bis wir völlig selbständig fahrende Fahrzeuge im Straßenbild sehen werden, wird es natürlich noch dauern. Dennoch ist es von zentraler Bedeutung, sich bereits heute Gedanken zur Mobilität von Übermorgen zu machen.
Das Forschungsprojekt RUMBA setzt sich zum Ziel, den Innenraum sowie das Fahrerlebnis für die Insassen während der vollautomatisierten Fahrt vollkommen neu zu gestalten. Und das aus den drei Perspektiven von Forschung, Technologie und Design. Renommierte Projektpartner darunter Audi AG, Robert Bosch GmbH oder die Universität Stuttgart arbeiten gemeinsam eng im Projekt zusammen.

DAS INTERIEUR DESIGN – DER MENSCH MIT SEINEN BEDÜRFNISSEN IM MITTELPUNKT
Autonomes Fahren kreiert völlig neue Gestaltungsoptionen, wie insbesondere der Innenraum genutzt werden kann. So wurde dieses Fahrzeug auch von innen nach außen gestaltet. Im Mittelpunkt steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen und den Auswirkungen auf das Fahrerlebnis in verschiedenen Fahrsituationen. Das Designteam hat 3 Modi für das Sitzlayout definiert, in denen sich die Insassen je nach Automatisierungsgrad und Bedürfnis befinden:

  1. Der Drive Mode:
    Der Fahrer fährt selbst, alle Sitze sind in Fahrtrichtung ausgerichtet.
  2. Der Social Space Mode:
    Das Fahrzeug fährt völlig autonom. Die Vordersitze drehen sich den hinteren Passagieren zu. So werden die Kommunikation und Interaktion aller Insassen während der Fahrt gefördert.
  3. Der Cocoon Mode:
    Sollten die Insassen während der autonomen Fahrt das Bedürfnis haben, sich zurück zu ziehen und abzuschalten, lassen sich die Sitze voneinander wegdrehen. Ein „Privacy Shield“ fährt aus der Kopfstütze heraus und sorgt zusätzlich für Privatsphäre.

Das gesamte Interieur wurde in enger Zusammenarbeit zwischen den Interieur Designer*innen und den UI/UX Design Kolleg*innen entwickelt. Ziel war ein möglichst puristisches Design, um nicht von der neuartigen Raumwirkung abzulenken. Zentrales Funktionselement bildet der sogenannte „Loop“ – ein umlaufendes, horizontales Band, das gleich mehrere Funktionen verbindet. Es ist nicht nur Anzeige- und Bedienelement, sondern auch Kommunikationstool, mit dem alle Insassen miteinander interagieren können. Auch individuelle Lichtstimmungen lassen sich wirkungsvoll über den Loop erzeugen und sorgen für eine einzigartige Atmosphäre. Ein Tisch zwischen den Rücksitzen lässt sich bei Bedarf ausklappen und fördert seinerseits die Kommunikation untereinander. Ein weiteres Highlight im Innenraum ist der gläserne Boden. Er macht nicht nur die Technik für die Insassen sichtbar, sondern unterstreicht den futuristischen Charakter des Fahrzeugs.

DAS USER EXPERIENCE DESIGN – TECHNOLOGIE ON DEMAND
Das UI/UX Design erfüllt eine zentrale Funktion in diesem visionären Fahrzeugkonzept. Es prägt das innovative Nutzererlebnis. Der Mensch steht dabei immer im Mittelpunkt. Zunächst wurden die individuellen Nutzerbedürfnisse der Insassen definiert und dann in ein nutzerorientiertes Human Machine Interface (HMI) übertragen.
Eines fällt sofort ins Auge: Klassische Bedienelemente wie Lenkrad und Instrumente sucht man im RUMBA Fahrzeug vergeblich. Eine mutige und klare Entscheidung des Designteams, die autonomes Fahren erlebbar macht. Sie folgt der Philosophie, den Geist auf Reisen gehen zu lassen, statt sich auf das Fahren konzentrieren zu müssen. Zum Einsatz kommt der „Shy-Tech“ Trend, bei dem die integrierte Technologie auf Displays erst sichtbar wird, sobald sich der Nutzer nähert. Sonst bleibt die Fläche Teil des Loops mit passender Lichtstimmung. UI/UX verschmilzt mit dem Interieur Design zu einer optischen und funktionalen Einheit.
In den umlaufenden Loop wurden homogen mehrere Displays integriert. Jeder Passagier hat im Fahrzeug sein eigenes Interface und kann so auf Inhalte zugreifen. Die hinteren Insassen haben zudem über die Mittelkonsole die Möglichkeit, zentrale Funktionen wie die Klimaanlage digital zu steuern. Auch der ausfahrbare Tisch kann interaktiv genutzt werden.
Natürlich kommt dem Fahrer eine zentrale Bedeutung zu. Er soll im Wechsel zwischen selbstfahrendem und autonom fahrendem Modus jeweils optimal mit Informationen und Assistenzsystemen unterstützt werden.

Im Fokus steht das Cockpit, das in zwei zentrale Bereiche unterteilt ist:
1.) „easy-to-see area“ mit allen Funktionen, die sich im primären Sichtbereich befinden
2.) „easy-to-reach area“ mit den Funktionen, die sich mit der Hand erreichen lassen.

Dabei hat der Fahrer die Möglichkeit, ausgewählte Teile des Layouts nach seinen persönlichen Präferenzen selbst zu gestalten. Je nachdem, ob sich das Fahrzeug im manuellen oder automatisierten Fahren befindet, ändert sich auch die Tiefe der Informationen, die das Fahrzeug an den Fahrer abgibt. So werden Warnungen immer im Sichtfeld des Fahrers platziert. Dafür hat sich das UX Design Team mit unzähligen fiktiven Use Cases beschäftigt und das HMI Design darauf entwickelt.  Ergänzt wird die Display Navigation durch Steuerungshebel, die sich links und rechts am Fahrersitz befinden. Mit ihnen kann das Fahrzeug intuitiv gelenkt, beschleunigt oder abgebremst werden. Sie stellen eine Weiterentwicklung des klassischen Lenkrads dar.

DIE FARB- UND MATERIALAUSWAHL – LICHTINSZENIERUNG TRIFFT AUF NACHHALTIGKEIT
Das puristische Grundkonzept des Interieurs in grau und weiß bietet den Designer*innen aus dem Bereich CMF (Colour, Material, Finish) viele Möglichkeiten. Licht wird gezielt als Gestaltungselement eingesetzt, um flexibel die Bedürfnisse der Insassen in den unterschiedlichen Modi zu unterstützen. Entscheidet sich der Fahrer selbst zu fahren, ist erhöhte Aufmerksamkeit notwendig. Sie wird nach Erkenntnissen der Farbpsychologie durch rot-gelbe Farbwelten unterstützt. Möchten die Insassen dagegen entspannen, wird das Interieur in beruhigendes blau-grünes Licht getaucht.
Der Einsatz nachhaltiger, innovativer Materialien im gesamten Fahrzeug setzt neue Maßstäbe. So wird ausschließlich Recycling-Kunststoff in der Mittelkonsole und auf den Felgen verwendet. Alle gestrickten Oberflächen sind aus recyceltem Polyester gefertigt. Strick ist im Vergleich zu anderen Materialien besonders nachhaltig, da kein Abfall durch den Zuschnitt anfällt.
Die Pandemie hat die Anforderungen an hygienische Oberflächen steigen lassen. Auch dazu haben die Designer*innen innovative Ideen in das Materialkonzept einfließen lassen. So sind Flächen, die besonders häufig berührt werden -  wie die Seiten des Drehdrückstellers und weitere Knöpfe - aus antibakteriellem Kupfer gestaltet. Abnehmbare Kopfstützen-Bezüge ermöglichen eine einfache Reinigung. Zwischen den Fahrten können alle Oberflächen auf sehr effiziente Weise desinfiziert werden. Der Innenraum wird mit UV-Licht ausgeleuchtet und eliminiert so Bakterien.

DAS EXTERIEUR DESIGN – KONSEQUENTE FORTFÜHRUNG DES FAHRERLEBNISSES
Das Fahrzeug betont mit seinem kompromisslosen One-Box Design den Fokus auf die Insassen. Ein langer Radstand und kurze Überhänge kennzeichnen die Proportion und machen das Design zeitlos und realitätsnah. Der Wunsch nach Privatsphäre aus dem Interieur Konzept wird aufgegriffen durch einen extrem hochgezogenen Farbverlauf von der Seite bis in die Fensterflächen hinein. Die freie Sicht von drinnen nach draußen bleibt davon unberührt. Die Sensoren – ein essenzieller Bestandteil des autonomen Fahrens - werden optisch hervorgehoben und wirkungsvoll inszeniert. Grafisch gestaltete Flächen in Schwarz machen sie in der Front, neben dem Vorderrad, im Heck und auf dem Dach sichtbar und sorgen für einen markant-futuristischen Ausdruck.

DIE VISUALISIERUNG – VIRTUAL REALITY (VR) ALS ERFOLGSFAKTOR IM DESIGNPROZESS
Das Visualisierungsteam von studiokurbos wird zur zentralen Schnittstelle im Designentstehungsprozess. Hier kommen alle Gewerke zusammen und können virtuell perfekt simuliert werden. Das hilft den einzelnen Designteams, um zentrale Designentscheidungen gemeinsam zu treffen und ein in sich stimmiges Gesamtfahrzeug aufzubauen. So können beispielsweise die Sitzlayouts in den verschiedenen Modi ausprobiert und die Beinfreiheit getestet werden. Zudem ermöglicht VR den Gestalter*innen auszuprobieren, ob die Bedienelemente aus unterschiedlichen Sitzpositionen heraus gut erreichbar sind. Neben rein funktionalen Aspekten können die Designer*innen auch Farb- und Materialabstimmungen und das Raumgefühl insgesamt besser beurteilen.
Aber nicht nur den Gestaltungsteams hilft die Visualisierung in ihrer täglichen Arbeit. Gerade in dem wissenschaftlichen Forschungsprojekt ermöglicht es allen Beteiligten, den Projektfortschritt mit allen Sinnen zu erleben. Das hat einen sehr positiven Einfluss auf die Zusammenarbeit innerhalb der Forschungsgruppe und die Einbindung von relevanten Stakeholdern. Die großartigen Möglichkeiten von VR hat alle beteiligten Unternehmen überzeugt. Der nächste große Schritt wird schon geplant: Bald wollen die Projektpartner das RUMBA Fahrzeug auch virtuell fahren und den Wechsel zwischen manuellem und autonomen Fahren selbst erleben. Der Controller und die Steuerungselemente sollen dann tatsächlich benutzbar sein und Simulationen das Fahrerlebnis in der virtuellen Welt ermöglichen.

STATEMENT ANDREAS KURBOS
„Das Forschungsprojekt RUMBA ist für uns bei studiokurbos ein spannendes Feld und eine großartige Ergänzung zu Serienprojekten. Gemeinsam mit unseren Partnern aus Wissenschaft und Industrie verschieben wir Grenzen und loten aus, wie sich visionäre Projektideen zum autonomen Fahren in konkrete Nutzererlebnisse übersetzen lassen. Durch unsere Kompetenz in Virtual Reality helfen wir unseren Projektpartnern, Innovationen erlebbar zu machen und sichere Entscheidungen zu treffen.“

KONSORTIUM
Audi AG, MAN Truck & Bus SE, Robert Bosch GmbH, Robert Bosch Automotive Steering GmbH, CanControls GmbH, OHP GmbH, Spiegel Institut Mannheim GmbH, studiokurbos GmbH, Würzburger Institut für Verkehrswissenschaften GmbH, Hochschule der Medien Stuttgart, Universität Stuttgart, CARIAD SE